Intel legt angeblich bei
Prozessoren einen Zahn zu
Noch in diesem Quartal, also bist spätestens
September, soll ein Pentium-4-Prozessor mit 2,8 GHz Taktfrequenz
erscheinen. Die 3-GHz-Version wird nach Angaben von US-Berichten bereits
im Weihnachtsgeschäft erhältlich sein. Offizielle, aber nicht öffentliche
Roadmaps des Chip-Weltmarktführers sahen bislang die Markteinführung
des Pentium 4 3,0 GHz erst Anfang 2003 vor; bereits im
Februar und anlässlich
der CeBIT kündigten Manager des Unternehmens den 3-GHz-Prozessor
aber schon für "Ende 2002" an. Da eine sinnvolle Markteinführung
noch im laufenden Jahr nur vor dem Weihnachtsgeschäft erfolgen kann,
ist die aktuelle Bestätigung dieses Termins durch
"unternehmensnahe Quellen", auf die sich etwa CNet beruft,
keine besondere Überraschung.
Mehr Neuigkeitswert hat die angeblich
geplante Einführung der 2,8-GHz-Version noch in diesem Quartal, also
vier bis acht Wochen früher als eigentlich erwartet. Damit erscheint
auch eine baldige Vorstellung des 2,6-GHz-Typs wahrscheinlich.
Experimente der c't-Redaktion mit
einem auf 2,88 GHz übertakteten Prozessor ermöglichen einen
Ausblick auf das zu erwartende Leistungspotenzial.
Auch der Celeron
mit Pentium-4-Innenleben soll schon bald leistungsfähiger werden,
weil Intel diesen zurzeit mit maximal
1,8 GHz lieferbaren Prozessor dann mit dem in 0,13-µm-Technik
gefertigten Northwood-Kern ausliefern will. Ein sehr wahrscheinlicher
Einführungstermin ist die in den USA bevorstehende "Back-to-School"-Saison;
der neue Celeron ist in Verbindung mit dem Chipsatz i845G die von Intel
empfohlene Ausstattung für Einsteiger-PCs.
In den USA wird darüber spekuliert, dass
die Kapazität des L2-Caches der Celerons bei 128 KByte bleiben soll --
dann wären außer einer Frequenzsteigerung und geringerer
Leistungsaufnahme keine weiteren Vorteile im Vergleich zum aktuellen
0,18-µm-Willamette-Kern des Celeron zu erwarten. Der Pentium 4 mit
Northwood-Kern bringt 512 KByte L2-Cache mit; viele Branchenkenner
erwarteten, dass der Northwood-Celeron mit halb so großem L2-Cache,
also 256 KByte, ausgeliefert würde. In diesem Falle wären allerdings
die nach wie vor von Intel hergestellten Pentium-4-Typen mit
Willamette-Kern praktisch obsolet.
Die Einführung neuer Topmodelle ist
nicht nur für High-End-Enthusiasten interessant, sondern auch für
preisbewusste Käufer: Meist sinken dabei nämlich auch die Preise für
die bereits erhältlichen Prozessoren deutlich. Das Wall Street Journal
meldet unter Berufung auf Analysten, dass der OEM-Listenpreis für das
aktuelle Spitzenmodell mit Einführung schnellerer Versionen um rund 63
Prozent fallen könnte. Zuletzt hatte Intel Ende
Mai die Pentium-4-Preise um bis zu 43 Prozent gesenkt.
Die aggressive Preisstrategie macht vor
allem dem wichtigsten Intel-Konkurrenten AMD das Leben schwer, der in
diesem Jahr noch die "Barton"-Version des Athlon XP mit 512
KByte L2-Cache sowie wohl auch die neue x86-64-Bit-Prozessorfamilie
"ClawHammer" herausbringt.
Intel kürzt die CPU-Preise aber auch, um
den schleppenden PC-Absatz zu stimulieren. Durch die 0,13-µm-Technik,
mit der das Unternehmen nach eigenen Angaben mittlerweile die Hälfte
aller verkauften Prozessoren fertigt, sind die Herstellungkosten der
Chips günstig -- nach Schätzungen von Branchenkennern liegen sie beim
Pentium 4 mit Northwood-Kern unter 60 US-Dollar. Allerdings hat auch AMD
die Dresdener Fab 30 auf 0,13-µm-Technik umgestellt und den aktuellen Thoroughbred-Kern
des Athlon XP sehr kompakt ausgelegt.
Weitere angebliche Neuerungen bei Intel
betreffen Prozessoren für die sich nach wie vor gut
verkaufenden Notebooks: Noch in diesem Jahr soll der Mobile
Pentium 4-M mit 2,2 GHz Taktfrequenz erscheinen sowie der "Banias",
ein besonders sparsam mit Strom umgehender Rechenknecht für
ultraportable Mobilrechner und Tablet-PCs.
In Bezug auf neue Intel-Chipsätze, ohne
die die Höchstleistungen der Pentium-4-Prozessoren nicht vernünftig
nutzbar wären, dringt nur wenig Neues an die Öffentlichkeit. Etwa im
Herbst werden verbesserte Mitglieder von Intels i845-Typenfamilie für
Double-Data-Rate-Speicher erwartet, die dann auch die mit 166 MHz
laufenden DDR333-SDRAMs auf PC2700-Modulen ansteuern können. Die
aktuellen Versionen i845 für DDR-SDRAM, i845E und i845G (mit Grafik)
unterstützen maximal DDR266-Speicher (PC2100, 133 MHz).
Sehr interessant ist ein Chipsatz mit
zweikanaliger Double-Data-Rate-Speicher-Schnittstelle, der bereits in
Verbindung mit PC2100-Modulen endlich die volle maximale
Datentransferrate des FSB533-Prozessorbus von rund 4,3 GByte/s zum
Speicher ausschöpfen kann. Bislang ist das nur mit zweikanaligem
PC1066-Rambus-Speicher möglich, der weder offiziell von Intels i850E
unterstützt wird, noch in großen Stückzahlen zu beschaffen ist und
den maximalen Speicherausbau auf 2 GByte begrenzt. Zweikanalige
Speicherschnittstellen für DDR-SDRAM mit hoher Arbeitsfrequenz sind
allerdings aufwendig in der Entwicklung und erfordern ein sehr sorgfältiges
Mainboard-Layout. Außerdem sind zum Betrieb paarweise gleiche
Speichermodule erforderlich, was den Systempreis weiter steigert.
Entsprechende Mainboards für
Zweikanal-DDR-SDRAM gibt es bislang (außer
für Athlons) nur für den Xeon,
allerdings haben ServerWorks,
SiS und VIA zum Pentium 4 passende Chipsätze schon angekündigt oder in
Arbeit. Ein konkreter Einführungstermin für Intels Produkt ist nicht
bekannt. (ciw/c't) |