Geldabheben mit Fingerabdruck noch
Zukunftsmusik
Nach den Anschlägen vom 11. 9.
hoffen die Hersteller von biometrischen
Identifizierungsverfahren wegen des gestiegenen
Interesses an Sicherheit auf bessere Chancen und höhere
Akzeptanz ihrer Produkte. Die zur Identifizierung
genutzten körperlichen Merkmale können nur schwer
gestohlen oder kopiert werden. Gleichwohl, so Christoph
Thiel, Referent in der Sicherheitskompetenzabteilung des
Informatikzentrums der Sparkassenorganisation (SIZ),
werde es noch ein weiter Weg bis zum Einzug der
Biometrie in den Bankenalltag sein: "Optimistisch
geschätzt ist mit einem flächendeckenden Einsatz der
Biometrie an Geldautomaten in den nächsten zehn Jahren
nicht zu rechnen."
Biometrische Systeme bieten nach Thiel zahlreiche
neue Möglichkeiten des Identitätsbetrugs. Die Merkmale
können abgehört, kopiert oder unberechtigt gespeichert
werden Gelangt man an die Referenzdateien auf zentralen
Systemen oder auf Chipkarten, so lassen sich diese
Informationen zur Täuschung der Sensoren am
Bankautomaten theoretisch wieder "einspielen".
Zahlreiche Versuche hätten zudem gezeigt, dass die
Fehlerraten aller marktgängigen Systeme zwischen zwei
und 20 Prozent liegen. Bislang komme technisch nur das
Fingerabdruck-Verfahren in Frage, das aber nicht genau
genug ist.
Auf Banken und Sparkassen, die sich trotz der
momentanen Probleme mittelfristig für den Einsatz
biometrischer Verfahren erwärmen, kommt nach Thiel zudem
ein kleines organisatorisches Horrorszenario zu. Das
fängt bei der Aufnahme der Referenzmuster an, die nur
durch besonders geschultes -- und damit teures --
Personal zu leisten sei. Auch das Aufbringen der
Merkmale auf die Chipkarte dürfe nur unter höchsten
Sicherheitsvorkehrungen erfolgen. Ferner müssten die
Sensoren im Geldautomaten so konstruiert sein, dass das
Anfertigungen von Fälschungen biometrischer Merkmale
eine mit entsprechender krimineller Energie und
Finanzkraft ausgestattete Täterklasse erfordere. Auch
eine Lebenderkennung sei zu integrieren, um ein
Austricksen der Prüfeinrichtung durch abgeschnittene
Daumen oder Knetfinger auszuschließen.
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