Pentium 4 mit 2,4 GHz
Ein Vierteljahr nach
der
Vorstellung des verbesserten Pentium-4-Kerns "Northwood" mit 2,0 und
2,2 GHz Taktfrequenz legt Intel noch 200 MHz drauf: Das neueste
Topmodell läuft intern mit 2,4 GHz.
Die im Vergleich zu seinem Vorgänger um 9,1 Prozent höhere
Taktfrequenz führt zu einer um 2,7 auf 57,8 Watt gestiegenen maximalen
Leistungsaufnahme, die Intel als "Thermal Design Power" definiert und
angibt. Diese TDP ist als Richtgröße zur Dimensionierung von Netzteil,
Onboard-Spannungsversorgung und Kühlung gedacht; im praktischen Betrieb
mit stetig wechselnder Rechenlast nehmen alle Prozessoren meist weniger
als die Maximalleistung auf.
Wie alle bisherigen Pentium-4-Prozessoren arbeitet auch der Neue mit
100 MHz Frontside-Bus-Taktfrequenz und überträgt dabei pro Taktschritt
vier 64-Bit-Datenwörter zur Chipsatz-Northbridge, also 3,2 Gigabyte pro
Sekunde. Diesen "Quad-pumped"-FSB nennt Intel FSB400. Der L2-Cache der
im 0,13-µm-P860-Prozess
hergestellten Northwoods ist mit 512 KByte doppelt so groß wie beim
älteren 0,18-µm-"Willamette".
CPUs mit Northwood-Kern sind von Intel außer mit 2,4, 2,2 und 2,0 (2,0A
GHz) auch mit 1,8 und 1,6 GHz (1,8A und 1,6A GHz, siehe
Spec-Update) zu haben.
Im c't-Labor trat der Pentium 4 2,4 GHz gegen seinen
2,2-GHz-Vorgänger und den
AMD
Athlon XP 2100+ (1,733 GHz) an. Die Intel-Prozessoren arbeiteten mit
dem
Chipsatz i845D zusammen, die AMD-CPU mit dem
VIA
KT266A. Als Hauptspeicher kam jeweils ein 256-MByte-DDR-DIMM nach
PC2100-Standard
mit
20-2-2-Timing zum Einsatz. Solche Speicherriegel werden allerdings
bisher noch kaum verkauft, üblich sind PC2100-Riegel mit den etwas
langsameren 20-3-3-Parametern. Unter Windows XP Professional Edition
liefen die Benchmarks
3DMark 2001,
BAPCo
SYSmark 2001,
Quake3 Demo A und
PovRay 3.1. Unter Linux (RedHat 7.2, Kernel 2.4.17) stand die
Übersetzung der Kernel-Quellen (Version 2.4.0) auf dem Programm.
Die moderate Taktratensteigerung im Vergleich zum Vorgänger kann der
Pentium 4 relativ gut in ein Mehr an Rechenleistung umsetzen: Über 6
Prozent Plus zeigten der BAPCo SYSmark 2001 und der Gleitkomma-Teil des
SPEC CPU2000 (fp_base2000).
Im Vergleich zum Athlon XP 2100+ verhilft die um 38,5 Prozent höhere
Taktfrequenz dem Pentium 4 2,4 GHz nur in seiner Paradedisziplin SPEC
CPU2000 zu einem sehr deutlichem Vorsprung von etwa 30 Prozent
(fp_base2000). Die anderen, praxisnäheren Vergleichsmessungen liefern
ein schwierig zu bewertendes Bild: Meistens liegt zwar der
2,4-GHz-Intel-Bolide in Führung (etwa beim BAPCo SYSmark 2001 mit 17,3
Prozent und beim Linux-Bench mit 7,9 Prozent), doch oft nur sehr knapp
(beim 3DMark 2001 oder Quake3 mit weniger als 2 Prozent) und manchmal
hat auch das AMD-Flaggschiff die Nase vorn (etwa beim etwas in die Jahre
gekommenen Renderer PovRay 3.1 mit rund 7 Prozent).
Bei einer Entscheidung für oder gegen einen der beiden Prozessoren
helfen also Benchmarks nur in wenigen Fällen -- über die wirklich
erreichbare Leistung mit der vorhandenen Software und bei den konkreten
Aufgabenstellungen sagen sie zu wenig aus. Anderen Kriterien wie dem
Preis oder der maximalen Leistungsaufnahme kommt daher große Bedeutung
zu.
Der noch mit 0,18-µm-Strukturen hergestellte AMD-Prozessor frisst bis
zu 73 Watt Energie, kostet mit rund 370 Euro Straßenpreis aber weniger
als die Hälfte des 2,4-GHz-Pentium-4, den Intel zunächst
wie
seinen Vorgänger für 562 US-Dollar (1000-Stück-OEM-Preis) verkaufen
will. Das dürfte wohl zu deutschen Straßenpreisen von über 800 Euro
führen.
Allerdings dürften die Pentium-4-Chips bald spürbar preiswerter
werden; in den letzten Jahren senkte Intel immer etwa drei Monate nach
Einführung eines neuen CPU-Kerns die Preise deutlich. Außerdem stehen
natürlich weitere Taktratensteigerungen ins Haus (Intel will in diesem
Jahr 3
GHz schaffen und demonstriert eifrig
noch
schnellere Chips) sowie die Beschleunigung des Frontside-Bus auf 133
MHz (FSB533).
Beides drückt erfahrungsgemäß die Preise -- der Online-Newsdienst
X-Bit Laboratories
berichtet von geplanten massiven Preissenkungen Ende Mai. Das
2,2-GHz-Modell soll dann für deutlich weniger als die Hälfte zu haben
sein. (ciw/c't)
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